Betrug, Vertrauensbruch, Seitensprung – Affären haben viele Namen und Gesichter, mal verharmlost, mal ganz drastisch dargestellt. Doch was am Ende dabei herauskommt, wenn es herauskommt, ist in jedem Fall eine tiefe Erschütterung der Beziehung, die nicht rückgängig gemacht werden kann. Denn plötzlich ist nichts mehr so, wie es einmal war.
Dabei können Affären auch in gewissem Maße als Chance betrachtet werden und müssen nicht zwangsläufig zur Trennung führen. Dass dieser Weg kein einfacher und schmerzfreier ist, steht außer Frage. Aber er kann beschritten werden.
Eine scheinbar ausweglose Situation
„Wie konntest du mir das antun?“ oder „Wie soll ich dir je wieder vertrauen?“ – zutiefst verletzt, enttäuscht und wütend konfrontiert der Betrogene den Partner mit Vorwürfen. Dieser verteidigt sich oder sucht verzweifelt nach Rechtfertigungen und Entschuldigungen: „Ich habe das nie gewollt, es ist einfach so passiert“ oder „Es hatte keinerlei Bedeutung“.
Während der Partner, der den Fehltritt zu verantworten hat, sich mit seinem schlechten Gewissen plagt, quält sich der betrogene Partner damit, alles genau wissen zu wollen. Beinahe so, als würde die Offenlegung von Details das Geschehene wieder rückgängig machen. Ein Verhalten, das die quälenden Gedanken nur noch verstärkt.
Zeit allein heilt keine Wunden
Sicherlich braucht es Zeit, bis aus der Affäre eine mögliche Chance für die Beziehung erkennbar wird. Nicht nur der Mensch, sondern auch zwischenmenschliche Beziehungen verfügen über ein Heilungspotential. Jedoch ist Zeit bei weitem nicht der einzige Faktor für diesen Prozess. Es erfordert Beziehungsarbeit von beiden Partnern.
Nachdem eine Affäre aufgedeckt wurde, befinden sich beide Partner in einem Prozess, den sie gerne beendet wissen möchten, weil er sich grauenvoll anfühlt. Das ist verständlich. Dennoch ist es empfehlenswert, zu akzeptieren, dass dies seine Zeit braucht.
Die Gefühlswelt steht Kopf
Eifersucht und Verlustängste sind der Situation angemessen. Die Erfahrung, dass die Paarbeziehung nicht sicher ist, ist nicht einfach anzunehmen. Für viele fühlt sich dies an, als wenn ihnen der Boden unter den Füßen weggerissen würde. Das führt oft nicht nur zu einer partnerschaftlichen, sondern auch zu einer Identitätskrise für alle Beteiligten. Die Frage, wie es weitergehen soll, kann daher erst über die Zeit beantwortet werden. Diese Offenheit auszuhalten ist schwer, aber unumgänglich.
Natürlich kann eine Affäre ein Symptom für eine defizitäre Beziehung sein. Ebenso kann es auch in stabilen und zufriedenen Beziehungen zum Seitensprung kommen. Häufig passiert etwas, von dem die oder der Untreue selbst auch in gewissem Maße überrollt wird. Man fühlt sich von einem Menschen fasziniert und angezogen, ist wie im Rausch und gibt sich einer Sehnsucht hin, die man in der Kernbeziehung so nicht leben kann, ohne dass dort etwas falsch sein muss. Vielmehr sind Beziehungen meist begrenzt und können nicht alles leisten.
Vergeben und vergessen?
Einfach ist das nicht. Es gilt, die Verantwortung für das Handeln zu übernehmen, das Geschehene nicht herunterzuspielen und sich dem Partner zu stellen. Fakt ist: Der Zustand vor dem Betrug ist nicht wieder herstellbar.
An dieser Stelle kann aus einer Affäre eine Chance werden. Denn wenn etwas zu Ende geht, kann das Paar mit Mut und Bereitschaft etwas Neues entstehen lassen. Eine gute Voraussetzung dafür ist, wenn es dem Paar gelingt, die Untreue als Lebensereignis zu betrachten und wenn der betrogene Partner es schafft, seine Kränkung zu überwinden.
Durch Krisen entwickeln wir uns, denn sie lassen uns bewusst nach neuen Wegen und Möglichkeiten suchen – sowohl im eigenen Leben, als auch in Beziehungen. Ich unterstütze Sie gern.